Sonja Gründemann

Echte Frauenpower! Ob auf der Bühne oder im Büro, Schauspielerin und Business-Coach Sonja Gründemann zeigt wie (weibliches) Selbstbewusstsein funktioniert und räumt mit Geschlechterklischees auf. Wir sprechen mit der 41-jährigen Hamburgerin über ihr neustes Bühnenprogramm und wie man mit Lampenfieber umgeht. Außerdem lassen wir uns verraten, was wir uns in Punkto Körpersprache von den Herren der Schöpfung abgucken können... 

 

  

Du bist Trainerin, Coach, Speaker, Autorin, Schauspielerin, Sängerin und Mutter. Fragen wie: “Wie bekommst du das nur alles unter einen Hut?” scheinen erfolgreiche Mütter im Gegensatz zu Vätern konstant zu verfolgen. Woran liegt das und was muss sich deiner Meinung nach für mehr Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau verändern?

Ich glaube, dass wir Frauen selbstbewusster sein dürfen. Es gibt ja viele und verschiedene Diskussionen zu diesem Thema, aber ich denke, dass wir Frauen uns unserer Leistung, die wir täglich vollbringen, der Jonglage, die wir in den unterschiedlichen Bereichen bewältigen, oft nicht bewusst sind. Und wenn wir dieses Bewusstsein hätten, würden wir auch anders auftreten.

Bei mir persönlich kommt der Faktor hinzu, dass ich in Tätigkeitsfeldern unterwegs bin, die ich liebe und die mir Kraft geben. Ich liebe die Bühne und Menschen darin zu unterstützen, auf ihre Bühne zu gehen. Meine Familie ist mir wichtig und gibt mir Kraft, all die Dinge zu tun, die ich täglich tue. 

 

Mit deinem Bühnenprogramm “TYPisch Frau?!” räumst du mit Geschlechterklischees auf. Wie kamst du auf die Idee zu diesem Stück?

Ich habe selber 2014 an einem Retreat teilgenommen, in welchem es um das Thema „Natural Born Women“ ging. Hierbei kam mir in einer Meditation die „Eingebung“: „Sonja bring ein bisschen mehr pink in Dein Leben“. Und pink war so überhaupt nicht meine Farbe, sondern verband ich selber mit absoluten Klischees. Beispielsweise, dass das eine Farbe nur für Tussen ist. Aber so ein Retreat hilft ja auch sehr bei der Selbstreflexion. ;-) Deshalb nehme ich mich in meinen Stücken auch selber auf's Korn. Und natürlich dürfen die Männer an so einem Abend nicht fehlen. Somit werden beide Geschlechter dort musikalisch und humorvoll bespielt. 

 

 

Als Coach zeigst du wie man auch die berufliche Bühne rockt. Die drei besten Tipps gegen Lampenfieber?

  1. Die gute Vorbereitung ist zum einem das A und O. Wenn ich weiß, was ich auf der Bühne vorhabe, ist das die halbe Miete. Dann habe ich einen Fahrplan, an den ich mich mental festhalten kann. Damit schaffe ich die Grundlage für die Sicherheit des Auftritts. Das heißt auch: Früh genug mit der Planung anfangen.
  2. Einatmen und besonders ausatmen. Denn sonst blockieren wir unseren Luftstrom und unser Kopf kann nicht mehr denken. Ich mache mit meinen Klienten gern eine Atemübung, in der sie eine Atem-Reise durch ihren ganzen Körper machen und sie sich am Ende bildlich Wurzeln wachsen lassen. Das beruhigt und erdet. 
  3. Generell solltest du dich an die Erfolge, die du bereits in deinem Leben hattest immer wieder erinnern. Das geht los beim Seepferdchen, über Abschlussprüfungen, Turniere oder Wettbewerbe. Schreibe alle Erfolge auf, schau sie dir immer wieder als Bestärkung an und klopfe dir innerlich dafür auf die Schulter. Kurz vor dem Auftritt stelle dir die Bühnensituation vor und sieh bereits den tosenden Schlussapplaus des Publikums. Fühle dich genau in diesen Moment hinein und feiere deinen Erfolg. Denn unsere Gedanken werden Wirklichkeit. 

Körpersprache macht in Punkto Bühnenpräsenz einiges aus. Worin unterscheiden sich die männliche und weibliche Körpersprache und was können sich Frauen bei Männern abgucken?

Männer sind und machen sich von Natur aus größer: Sie haben oft ein breiteres Kreuz und setzen dieses strategisch ein. Es sind offene Posen, die sie oft schon aus frühster Kindheit verinnerlichen. Die amerikanische Wissenschaftlerin Amy Cuddy hat diese „vergrößernden“ Körper-Posen erforscht und bezeichnet sie als Powerposen. Sie setzen positive Emotionen und Energie frei und helfen gegen Lampenfieber. 

Frauen hingegen machen sich eher kleiner, was fatal ist. Denn sie sind sich ihrer Unsicherheitsgesten selten bewusst und somit auch ihres Auftretens und ihrer Wirkung. Diese „verkleinernden“ Körper-Posen werden von Cuddy als Lowposen bezeichnet und bewirken leider genau das Gegenteil: Negative Emotionen und sinkende Energie.

Woran das liegt? Frauen blicken gerne auf Fehler. Positives wird leicht ausgeblendet. Männer hingegen sind sich ihrer selbst besser bewusst. Dadurch wächst ihr Bewusstsein über Erfolge und ihr Selbstbewusstsein automatisch. 

In meinen Coachings stelle ich gerade meinen Klientinnen die Frage: „Wie möchtest du auf Menschen wirken?“ Erst, wenn sich meine Klientin darüber Gedanken macht, wird sie sich ihrer selbst bewusst. Dadurch strahlt sie im weiteren Verlauf der Zusammenarbeit immer mehr Selbstbewusstsein aus. 

 

Du verbindest Kreativität, wie Schauspiel, oder auch deine Erfahrungen als Sängerin mit der Businesswelt. Was kann die eine Seite von der anderen lernen? 

Mein Slogan ist: Perfekt muss nicht sein. Echt ist schöner. Dieser ist entstanden, weil ich früher immer dachte, die Töne müssen perfekt gesungen sein, damit das Publikum das gut fand. Aber es geht beim Singen um etwas ganz anderes, nämlich die Emotionen, mit welchen man das Publikum berührt. Und das gilt auch für die Businessbühne. Egal, ob ich einen Vortrag, eine Präsentation halte oder ein (Verkaufs-)Gespräch führe. Es geht um die Beziehungsebene und diese basiert auf echten Geschichten, Emotionen und Begegnungen. Die ganze Welt ist eine Bühne, sagte schon Shakespeare – und damit hat er recht.

 

 

Welche Ratschläge in Punkto Frauenpower möchtest du deiner Tochter mit auf den Weg geben?

„Be yourself, no matter what they say.“ Lass dich nicht verbiegen. Höre auf dein Bauchgefühl und folge deiner (weiblichen) Intuition. Das würde ich allerdings auch einem Sohn mit auf den Weg geben, denn das gilt für mich für jeden Menschen. 

 

Wenn du nicht gerade selbst auf der Bühne stehst: an welchem Hamburger Lieblingsort findest du künstlerische Inspiration? 

Ich liebe das Café „die Näscherei“: Die Mädels dort sind einfach zauberhaft, der Kuchen und das Frühstück sind lecker und dort lehne ich mich gern zurück bei einem Chai Latte, denke nach, treffe mich mit Freundinnen oder bespreche mit meiner Podcast-Partnerin unsere nächste Folge.

 

Welche Pläne hast du für die Zukunft? Dürfen wir uns bald über ein neues Bühnen- oder Coachingprogramm von dir freuen?

Im November habe ich Premiere mit meinem neuen Programm „Alltagswahnsinn – Leben zwischen Kind, Karriere, Männern und Maniküre“. Es ist wieder eine musikalische Comedy in welcher ich über den täglichen Wahnsinn berichte und mich mit der (Klischee-) Frage der Frau um die 40 beschäftige: Ist das der Mann, mit dem ich für immer zusammenbleiben möchte und was wäre eigentlich, wenn ich mit einem meiner Ex-Freunde zusammengeblieben wäre? Es wird auf jeden Fall wieder humorvoll, selbstironisch und auch sicher mit einer kleinen Prise zum Nachdenken. 

 

 

Mehr Infos zu Sonja Gründemann, Couchings und Bühnenprogramm findet Ihr unter www.sonja-gruendemann.de oder www.typischfrau.de

 

 

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Fotos: yehdou fotografie bonn